Ästhetische Realismen als Selbstzweck oder Formen von Wirklichkeiten?
Benedetto Fellin, 1988 (-->español)


Mein unstillbarer Drang nach Harmonie steht im Gegensatz zu zerstörerischen Tendenzen des technischen Zeitalters und führt zu einer Haltung leisen Protestes, welcher sich in meinem Leben und meinen Bildern widerspiegelt.

Ein künstlerisches Medium wie die Malerei war schon immer ein besonders geeignetes Instrument die Gegensätze im Inneren des Menschen aufzuzeigen, vor allem aber das Bemühen zur Überwindung des inneren Zwiespaltes hervorzuheben. So sehe ich in den Schöpfungen alter Hochkulturen Sinnbilder der wiedergewonnen Einheit von Innen und Außen. Ein überaus erstrebenswertes Ziel erscheint mir daher, einen von der Begrenzung des Ichs ungetrübten Seinszustand zu erringen und diesen auf ganz individuelle Weise auszudrücken.

In meinen Bildern will ich weder auf die nüchterne Umwelt noch auf eine Art „Problemwälzerei“ näher eingehen. Denn die Dämonie des Grausamen in den Menschen wird ohnehin allerorts ausführlich dokumentiert und schlägt nicht selten in eine Kultivierung des Häßlichen um.

Das Erbe der vielschichtigen Ausdrucksmöglichkeiten, das unzählige Generationen in verschiedenen Kulturen hervorgebracht haben, bieten dem heutigen Künstler ein breites Spektrum an Stilrichtungen an, die nicht selten eine Hilfe bei der Identiätsfindung für die kreative Persönlichkeit sind.

So anregend die so alten Höhlenmalereien des Homosapiens sowie andere Steinzeitkulturen für die moderne Kunst sind, genauso werden für mich oft die Meister vergangener Jahrhunderte zum Schlüssel meiner Malweise.

Realistische Maltraditionen werden durch gegenwärtige Aufgabenstellungen und Visionen immer wieder belebt. Die Achtsamkeit im Jetzt läßt daher völlig neue Manifestationen wachwerden.

Für mich wird das Gegenständliche zum Gleichnis des Zusammenspiels von Geist und Materie. Deshalb steht mir die manieristische Einstellung sehr nahe, welche die Seelenlandschaft und das Irreale darin durch das malerische Ereignis sichtbar macht.

Die Sehnsucht nach einem harmonischen Weltbild, in dem sich in einem Reigen der Evolution Mineralien, Pflanzen, Tiere und sonstige, beseelte Lebewesen begegnen, wird mir zum Leitmotiv meines künstlerischen Strebens.

Es ist daher die Begeisterung für eine Malerei, die das Schöne und Ausgewogene in den Mittelpunkt stellt, für mich eine ständige Herausforderung, die meinen Lebensweg begleitet.